Das Heimatmuseum Seckenheim e.V. bietet die neue Ausstellung an, am

Sonntag 29.10.2023

Sonntag 05.11.2023

Sonntag 03.12.2023

Sonntag 10.12.2023

jeweils 15 bis 18 Uhr

 

„Die Braut trug schwarz“


Eröffnungsrede zur Ausstellung „Die Braut trug Schwarz“ von Traudl Gersbach:

 

Manche von uns haben sich beim Betrachten von vergilbten Familienfotos schon gewundert, dass auf dem alten Hochzeitsbild die Oma oder Urgroßmutter im schwarzen Kleid neben ihrem Bräutigam steht. Hatte die Familie zur Hochzeitsfeier Trauer?

Ja, die traditionelle Farbe für Brautkleider in Europa und der westlichen Welt ist Weiß.

Diese Farbe steht für die Reinheit und dafür, dass die Braut unberührt ist. Daher mussten bis ins 20. Jahrhundert hinein, in vielen Gegenden, schwangere Frauen in Schwarz vor den Traualtar treten. Das aber galt gewiss nicht für Bräute der Mittel- und Unterschicht. Sie heirateten bis Anfang des 20. Jahrhunderts im herausgeputzten Sonntagsstaat, das heißt in ihrem besten Kleid. Und das war entweder schwarz oder, was bei uns hier in der Region ja nicht der Fall ist, in der jeweils üblichen Tracht. Ein ausschließlich für die Hochzeit angeschafftes Kleid wäre für die meisten Bauern und Bürger damals nicht erschwinglich gewesen.

Anders bei gehobenen Kreisen. Beleg dafür: Eine der bekanntesten Prinzessinnen gab am 24. April 1854 ihr Jawort und zwar in einem üppigen Traum in Weiß, Sisi, also Elisabeth von Bayern, die Kaiser Franz Joseph heiratete. Er trug übrigens eine weißrote Uniform. 

Erst ab den 1920er Jahren fasste das weiße Brautkleid auch im einfachen Volk allgemein Fuß und auch damals gab es Männer, die in Uniform heirateten. 

Also, vor allem im 19. Jahrhundert waren schwarze Brautkleider beim normalen Volk durchaus in Mode und dennoch etwas besonderes. Warum ?

Ganz einfach, weil schwarzer Stoff, besonders Seidenstoff, nicht selbst farbstabil hergestellt werden konnte und er insgesamt ohne Frage wertvoll war.

Nicht vergessen sollte man an dieser Stelle, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ zwar noch nicht geboren, wohl aber dessen Grundgedanke bereits vorhanden war und umgesetzt wurde. Denn das festliche Kleid in schwarz konnte und wurde nach dem Hochzeitstag auch noch zu vielen weiteren Gelegenheiten getragen.

Günstig wirkte es sich aus, dass es meistens zweiteilig war und aus einem langen Rock und einer körperbetonten Jacke bestand. So konnten Veränderungen leichter vorgenommen werden, z.B. den Rock konnte man weiter machen oder eine weiße Bluse zum Rock kombinieren. 

Der Bräutigam trug Gehrock, hatte einen Zylinder auf und ihn zierte ein Anstecksträußchen aus Myrte. Manchmal, wie erwähnt, trugen Männer auch Uniform.

Auch des Bräutigams Kleidung war übrigens für weitere Einsätze gedacht, nachhaltig eben. 

Der Brautkranz war ebenfalls aus Myrte und dazu wurde nicht immer ein Schleier getragen.

Nebenbei bemerkt: Wenn Sie mal in den Hermannshof in Weinheim gehen. Dort wurde von einem Steckling aus einem Brautkranz,  1879 nach der Vermählung von Helene und Hermann-Ernst Freudenberg, ein Myrtenbaum gezogen. Dieser ist dort zu sehen und nunmehr zum Weltrekordbaum mit 6m Höhe und 8 m Breite geworden, der im Winter unter Glas geschützt wird.

Zurück zur Kleidung: Im 20.Jahrhundert veränderte sie sich. Es gab nun Beides, weiße und schwarze Brautkleider, lange weiße Roben und auch viele kurze, einteilige, schlichte Kleider in schwarz. Das war sicher auch der individuellen Einkommenssituation nach dem 2.Weltkrieg geschuldet, eine TV-Sendung jedenfalls, mit vielen Brautkleidern und herzzerreißenden Szenen im Brautmodengeschäft wäre damals gewiss undenkbar gewesen – naja.  

Wir hier im Heimatmuseum zeigen jedenfalls verschiedene Modelle und außerdem ein Kostüm der Frau des Bürgermeisters Georg Volz von ca.1910 sowie das festliche Batistkleid eines Mädchens, dazu Accessoires und Beispiele von Aussteuer. Auch der Ehemann brachte nicht nur seine Leibwäsche mit und natürlich war alles mit gestickten Monogrammen versehen.

Ich hoffe sehr, dass Ihnen diese kleine Schau gefällt und ein wenig in vergangene Zeiten zurückführt.

Ich bedanke mich bei den Ausstellungmachern, bei Margret Weiss, Ingrid Spies und meinem Mann Hans-Peter sowie den Dienstags-Männern, Zwischen der Planung für diese Ausstellung und der Durchführung lag die Corana-Pause, was Manches aus unserm Gedächtnis verschwimmen ließ. Wir bitten um Nachsicht.

 

Einige Impressionen der Ausstellung am Eröffnungstag: (anklicken zum vergrößern)

(Fotos: M.Schillinger)

 


 

Diese Ausstellung ist zum letzten Mal am Sonntag, dem 10. Dezember 2023 von 14.30 bis 18.00 Uhr zu sehen.

Die drei vorausgegangenen Ausstellungstage waren sehr gut besucht. Besonders die liebevolle, detailreiche Präsentation der seltenen Brautmoden und Hochzeitsbilder wurden hochgelobt.

Es kamen auch zahlreiche Besucher aus anderen Vororten und Gemeinden.

So soll unsere Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Gemeindemuseum Ilvesheim in den Räumen der Heinrich-Vetter-Stiftung gezeigt werden.

Geplant ist dies für Februar/März 2024. Wer also nicht die Gelegenheit hatte, dieses Jahr vorbeizukommen, hat 2024 weitere Termine in Ilvesheim zur Wahl.

 

Am 2. Advent werden Claudia und Hartwig Trinkaus zugunsten unseres Museums noch einmal einen weihnachtlichen Flohmarkt auf der Galerie anbieten.

Zum Abschluss möchten wir Sie herzlich zu dem Adventsfenster am 2. Adventssonntag,
dem 10. Dezember um 18.00 Uhr einladen.

Drei Musiker des Handharmonikavereins Rheinklang von der Rheinau werden uns beim Weihnachtsliedersingen unterstützen. Vorgelesen wird eine Geschichte von S.Nordquist „Pettersson kriegt Weihnachtsbesuch“.